Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen und so wollen wir unter anderem auf diesem Weg versuchen Menschen durch die Zeit der Corona-Pandemie zu begleiten. Der Gottesdienst am Sonntag in der Lelmer Kirche musste zwar abgesagt werden, dennoch möchten wir Sonntag einen Gottesdienst feiern. Falls SIe mitfeiern möchten, können Sie das von zu Hause aus allein oder im Familienkreis tun. Alles was Sie benötigen ist eine Kerze (und Feuer), sowie gute Musik (oder ein Gesangbuch) und das folgende Formular für die Andacht. Nach Möglichkeit beginnen alle zur selben Zeit um 10 Uhr mit der Andacht bei sich zu Hause. So sind wir zwar nicht alle am selben Ort, aber eben doch zusammen wenn wir Gottesdienst feiern. Sollte es zu diesem Zeitpunkt nicht möglich sein, können Sie die Andacht natürlich auch zu einem beliebigen anderen Zeitpunkt feiern.
Vorschlag für eine Hausandacht am Sonntag, den 15.03.2020 um 10 Uhr
(Mit Dank an die Vorlage von Elisabeth Rabe-Winnen)
1. Kerze entzünden
2. Einstimmung
Jesus sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt
sind, da bin ich mitten unter ihnen.“
Wir sind heute morgen versammelt.
An unterschiedlichen Orten.
Zur gleichen Zeit.
Im Glauben.
Wir feiern in Gottes Namen:
Im Namen des Vaters
Und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen
3. Gebet
Gott.
Ich bin hier.
Und Du bist hier.
Ich bete zu Dir.
Und weiß: ich bin verbunden.
Mit Dir und mit anderen, die zu Dir beten.
Genau jetzt.
In diesem Moment.
Ich will Dir sagen, was mir Angst oder Sorgen macht.
[Das kann im Stillen geschehen oder ausgesprochen werden.]
Herr, erbarme dich.
Ich will Dir sagen, wofür ich dankbar bin und worüber ich mich
freue.
[Das kann im Stillen geschehen oder ausgesprochen werden.]
Ehre sei Dir, Gott in der Höhe.
4. Bibeltext: 2. Timotheusbrief 1,7
„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern
der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
5. Lied: Vertrauen wagen dürfen wir getrost (EG 607)
[Es kann auch ein anderes passendes Lied gewählt werden. Etwas das
Hoffnung und Vertrauen schenkt. Viele Kirchenlieder finden sich auch
auf Youtube mit Orgelbegleitung. Oder ihr spielt einfach euer
Lieblingslied von CD ab...]
6. Predigtimpuls
10 Gebote für die Corona-Zeit (von Thorsten Latzel)
Das Wort „Quarantäne“ geht ursprünglich auf das lateinische Zahlwort quadraginta, „vierzig“,zurück. Es bezeichnete früher die vierzigtägige Isolation, die man im Mittelalter ab dem 14. Jahrhundert zum Schutz vor Pest und Seuchen über Reisende oder Schiffe verhängte - in Aufnahme alter biblischer Reinheitsvorschriften (3. Mose 12,1-8). Noch in den 1960er Jahren wurden in Deutschland bei Pockenausbrüchen infizierte Menschen zum Teil ohne medizinische Versorgung in Schullandheimen isoliert.
Während der Covid-19-Pandemie erleben wir gerade eine umfassende gesellschaftliche Quarantäne - mitten in der vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern. Ich glaube, dass es gut ist, wenn wir diese Zeit nicht depressiv als „Seuchen-Opfer“ erleiden, sondern aktiv und kreativ mit ihr umgehen. Und dass es gut ist, wenn die Pandemie das Beste von dem herausholt, was in uns steckt - so dass wir uns im
Nachhinein vielleicht einmal über das „Gute im Schlechten“ wundern werden. Dafür kann die Fastenzeiten als Zeit des Umdenkens und der Besinnung hilfreich sein.
Ein anderes Wort für Quarantäne im 19. Jahrhundert war Kontumaz, von lateinisch contumacia: „Trotz“, „Unbeugsamkeit“. Die Corona-Auszeit sollte so eine Zeit sein, in der wir Haltung zeigen. Fromm formuliert eine gute Mischung aus Nächstenliebe, Gottvertrauen und innerem Rückgrat.
Auf Martin Luther geht der schöne Gedanke zurück, dass ein glaubender Mensch jeden Tag „neue Dekaloge“ entwerfen könne. Deshalb hier ein Versuch:
10 Gebote für die Corona-Zeit
1. Du sollst Deine Mitmenschen lieben, komm ihnen aber gerade deswegen nicht zu nahe.
Übe Dich in „liebevoller Distanz“. Auf Deine Gesundheit und die Deiner Mitmenschen zu achten,
ist immer wichtig. Jetzt kann es lebenswichtig werden.
2. Du sollst nicht horten - weder Klopapier noch Nudeln und schon gar keine Desinfektionsmittel
oder gar Schutzkleidung. Die werden in Kliniken gebraucht, nicht im Gäste-Klo zu Hause.
3. Die Pandemie sollte das Beste aus dem machen, was in Dir steckt. Keinen Corona-Wolf und kein
Covid-Monster, sondern einen engagierten, solidarischen Mitmenschen.
4. Du solltest ruhig auf manches verzichten. Quarantäne-Zeiten sind Fasten-Zeiten.
Dafür gewinnst Du andere Freiheit hinzu. Das passt sehr gut in die Zeit vor Ostern.
5. Du sollst keine Panik verbreiten. Panik ist nie ein guter Ratgeber, zu keiner Zeit, gesunder
Menschenverstand und Humor dagegen schon.
Deshalb hör auf Fachleute, beruhige andere und schmunzele über Dich selbst.
Da macht man erstmal nichts falsch und es trägt sehr zur seelischen Gesundheit bei.
6. Du solltest von „den Alten“ lernen. In früheren Zeiten von Seuchen und Pestilenz, als es noch
keine so gute Medizin wie heute gab, half Menschen vor allem ein gesundes Gottvertrauen und die
tätige Fürsorge für einander. Das ist auch heute sicher hilfreich.
7. Du solltest vor allem die Menschen trösten und stärken, die krank werden, leiden oder sterben.
Und auch die, die um sie trauern. Sei der Mensch für andere, den Du selbst gern um Dich hättest.
8. Du solltest anderen beistehen, die deine Hilfe brauchen - Einsamen, Ängstlichen,
Angeschlagenen. Oder Menschen, die jetzt beruflich unter Druck geraten.
Das hilft nicht nur ihnen, sondern macht Dich auch selber frei.
9. Du solltest frei, kreativ und aktiv mit der Pandemie umgehen. Dazu sind wir von Gott berufen.
Du wirst am Ende vielleicht überrascht sein, was sie Positives aus Dir und anderen herausholt.
10. Du solltest keine Angst vor Stille und Ruhe haben. Wenn die Quarantäne zu mehr Zeit zum
Umdenken, zum Lesen und für die Familie führt, wäre das ein positiver Nebeneffekt.
7. Fürbitten
Gott.
Wir sind verbunden.
Als Menschen mit Menschen.
Als Glaubende miteinander.
Als Glaubende und Menschen mit Dir.
Wir bringen Dir unsere Gedanken,
unser Danken und unser Sorgen.
[Stille]
Wir denken an alle, die wir lieben.
Was sie wohl gerade tun?
[Stille]
Wir denken an alle, die in diesen Zeiten noch einsamer sind.
[Stille]
Wir denken an alle Isolierten und Kranken, die keinen Besuch haben
können.
[Stille]
Wir denken an alle, die helfen.
Sie setzen sich und ihre Kraft und ihre Gaben ein füreinander.
[Stille]
Gott.
Wir sind Deine Menschen.
Wir gehören zusammen.
Und wir wollen füreinander da sein.
So beten wir zu dir mit den Worten,
die uns Jesus Christus zu beten gelehrt hat:
8. Vater Unser
9. Segen
[Hände nach oben öffnen und laut sprechen]
Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.
Amen.
10. Kerze löschen